Unternehmen gehen nicht immer „kundenfreundlich“ mit ihren Bewerbern um. Es kann monatelang dauern, bis sie reagieren, dann aber sind die Ansprüche an die Flexibilität des Bewerbers gewaltig: Plötzliche Telefoninterviews am Arbeitsplatz, obwohl um Vertraulichkeit gebeten wurde, mehrere Gesprächsrunden an unterschiedlichen Orten mit kurzfristiger Terminansetzung (für die der Bewerber unter Umständen einige Urlaubstage nehmen muss), Aufgaben, wie zum Beispiel Fachpräsentationen, die viele Stunden Vorbereitung erfordern (neben dem aktuellen Job), Ausfüllen immer neuer Formulare und jede Menge mehr. Bewerber stehen einer Bürokratie gegenüber, die nur darauf bedacht ist, keinen Fehler bei der Auswahl neuer Mitarbeiter zu machen. Es geht nicht nur um die fachlichen Qualitäten eines Bewerbers, sondern vor allem auch um seine Passgenauigkeit in die jeweilige Unternehmenskultur. Dabei scheint es keine große Rolle für Unternehmen zu spielen, wie sie sich ihren Bewerbern gegenüber selbst darstellen. Trotz des vielzitierten Fachkräftemangels können sich zumindest begehrte Arbeitgeber einen – vorsichtig formuliert – egoistischen Umgang mit Bewerbern nach wie vor leisten. Doch wie sollen sich Bewerber in einer solchen Situation verhalten? Fünf praktische Tipps für Ihre nächste Bewerbung:
- Beziehen Sie das Verhalten eines Unternehmens nie auf sich selbst In den meisten Unternehmen folgen Stellenausschreibung und die Auswahl neuer Mitarbeiter festgelegten Abläufen. Ein Unternehmen agiert aus einer Position der Stärke, bei der einzelne Bewerber zunächst nur abstrakte Größen sind. Personaler erledigen ihren Job, indem sie sich mit ihnen beschäftigen. Sie sind es nicht gewohnt, Rücksicht auf Belange einzelner Bewerber zu nehmen, sondern möchten nach ihren Regeln zu für sie positiven Entscheidungen kommen.
- Austausch mit anderen Bewerbern Es hilft Ihnen, zu wisssen, dass Sie sich nicht allein in einer herausfordernden Bewerbungssituation befindet. Entsprechende Kontakte bekommen Sie auf Netzwerk- und Businessplattformen im Web. Auch ein Gespräch mit Profis, wie zum Beispiel Personalberatern, unterstützt Sie in der Bewerbungsphase. Erkundigen Sie sich auch gezielt nach den Abläufen in den Unternehmen, bei denen Sie sich beworben haben. Ein solcher Austausch kann durchaus anonym erfolgen.
- Bewerten Sie Unternehmen nach deren Verhalten Auch wenn es Ihnen vielleicht schwer fällt, weil Sie den neuen Job gerne bekommen möchten: Kehren Sie die Bewerbungssituation um und analysieren Sie, wie sich das Unternehmen Ihnen gegenüber darstellt. Was fällt Ihnen besonders auf? Was ist positiv, was ärgert Sie? Lassen Sie auch Ansichten anderer Bewerber einfließen, soweit Sie Ihnen von einem Austausch bekannt sind. Können Sie sich nach Ihren persönlichen Erfahrungen und den Beurteilungen Dritter noch vorstellen, für dieses Unternehmen zu arbeiten?
- Treffen Sie eine Entscheidung Wenn Sie ein Unternehmen für sich bewertet haben, können Sie entscheiden, ob das entsprechende Unternehmen für Sie eine Top 1 Kategorie ist. Wenn nicht, können Sie Ihre Bewerbung entspannt weiterverfolgen oder sogar zurückziehen.
- Verhalten Sie sich selbstbewusst Das heißt in diesem Fall: Gestalten Sie jede Bewerbungsphase bewusst in Ihrem Sinne. Wie weit sind Sie bereit, die Attitüden eines Unternehmens zu tolerieren? Setzen Sie Grenzen und machen Sie den Verantwortlichen freundlich aber bestimmt deutlich, wie diese Grenzen aussehen und wann sie überschritten sind. Sie werden sich damit vielleicht keine Freunde machen, aber auf jeden Fall Respekt erwerben. Jedes Unternehmen erwartet Führungsqualitäten von Mitarbeitern. Warum die nicht schon in der Bewerbungssituation zeigen? Unternehmen, die sich davon abschrecken lassen, sind sowieso nicht die richtigen Arbeitgeber für selbstbewusste Professionals.