Unglaublich, stark, großartig

Wenn manche Führungskräfte von „Wir“ reden, sollten bei den Zuhörern sämtliche Alarmlampen aufleuchten. Denn als Teil einer Gruppe verstehen sich diese Manager offenbar nur dann, wenn sie zur Vorlage ihrer Quartalszahlen unwahre oder ungenaue Angaben zum Abschneiden ihres Unternehmens machen. Das fanden jüngst Wissenschaftler der Universität Stanford heraus. Gefährlich wird es auch, wenn sie viele emotional aufgeladene Worte verwenden. Zum Beispiel gebrauchte der Finanzvorstand der Investmentbank Lehman Brothers kurz vor der Pleite 14-mal das Wort „großartig“, 24-mal „stark“ und achtmal „unglaublich“.

Vielleicht ist das gar keine böse Absicht, sondern zeigt vor allem, dass solche Manager im Grunde nur den natürlichen Schutz der Gruppe suchen, weil sie nicht mutig genug sind, in ihren jeweiligen Unternehmen offen darüber zu sprechen.
Andererseits passt dazu nicht das Erlebnis am Rande einer Konferenz, als nach der Präsentation ihrer Zahlen zwei Manager sich wie folgt austauschten: „Das war unglaublich stark, Joe. Die haben wir großartig drangekriegt.“ Ungelogen, genau das waren die Worte (nur der Name wurde geändert).
Die Deutung dessen sei jedem selbst überlassen. Unsere Führungskräfte sind eben auch nur Menschen, die mit Wasser kochen – und sagt das nicht am Ende auch etwas über uns?
Vielleicht ist die Lehre daraus, genau zuzuhören, damit wir bei den nächsten unglaublich starken, großartigen Quartalszahlen rechzeitig unsere Aktien verkaufen 🙂
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