Telefoninterviews stellen für Bewerber oft die erste Auswahlhürde dar. Der Grund: Sie treffen auf Interviewprofis, sind selbst auf die Situation aber nur unzulänglich vorbereitet. Das liegt am Irrglauben, heutzutage könne jeder telefonieren, weil das Telefon eines der wichtigsten Werkzeuge moderner Kommunikation ist. Doch viele Menschen nutzen das Medium zwar täglich, sind aber trotzdem weit davon entfernt, am Telefon zu überzeugen. Ähnlich ist es zum Beispiel mit dem Schreiben: Jeder nutzt unsere Schriftsprache, kann aber deshalb nicht unbedingt gute Briefe, Artikel oder gar Bücher verfassen.
Die grundlegende Einschränkung des Telefons ist das fehlende Bild. Das weiß jeder, doch wenn Sie sich beim Telefonieren selbst beobachten, werden Sie feststellen, dass Sie dennoch gestikulieren, Ihre Mimik verändern und Ihrem Gesprächspartner in manchen Situationen automatisch das eine oder andere zu zeigen versuchen. Leider ist das genauso sinnlos wie sogar schädlich, denn Sie nehmen dadurch Ihrer Stimme Ausdruck und Kraft.
Im Telefoninterview ist das gesprochene Wort das einzige Mittel, von sich zu überzeugen. Die Stimme ist das Werkzeug zum Erfolg. Ein Gespräch wird schnell langweilig bei einem monotonen Redeschwall. Die Gedanken des Zuhörers beginnen wegzudriften und Inhalte werden nicht mehr aufgenommen. Dagegen hilft ein lebhafter Sprachstil, der nicht überdreht wirkt, sondern den Gesprächspartner durch wechselnde Tempi, ausgewählte Betonungen und bewusste Modulation der Stimme in Spannung hält.
Wie können Sie das erreichen?
- Mit einer gut vorbereiteten Kurzpräsentation, die Sie im Kopf haben. Das erspart Ihnen, in der Gesprächssituation nach den richtigen Worten zu suchen. Sie können sich ganz auf Ihren Redestil konzentrieren.
- Durch körperliche Präsenz. Telefonieren Sie nicht im Sitzen, sondern im Stehen. Dadurch ist Ihre Stimme freier und kraftvoller. Das spürt Ihr Gesprächspartner durch das Telefon hindurch.
- In den richtigen Räumlichkeiten. Große Räume bewirken leicht einen Halleffekt im Telefon, während kleine Zimmer beengt sein können. Wenn Sie die Wahl haben, telefonieren Sie in einem Raum, in dem Sie sich wohl fühlen und vielleicht sogar einen schönen, weiten Blick nach draußen haben. Atmosphäre und Weite übertragen sich mittels Ihrer klareren und freieren Stimme auch auf Ihren Gesprächspartner.
- Telefonieren zum richtigen Zeitpunkt. Ein Anrufer ahnt nicht, in welcher Situation er Sie erreicht. Wenn das Gespräch zu einem für Sie ungünstigen Zeitpunkt kommt, vereinbaren Sie einen Rückruftermin. Bereiten Sie sich dann einige Minuten auf das Telefonat vor. Lächeln Sie während des Gesprächs – auch gute Laune überträgt sich per Telefon.
- Üben Sie täglich. Jedes Telefonat ist eine Chance, die eigene Stimme zu trainieren und Stilmittel auszuprobieren. Bitten Sie hin und wieder gute Bekannte, Ihre Sprechweise am Telefon zu bewerten. Hierbei werden Sie wertvolles Feedback erhalten.
Natürlich ist es nicht nur in Bewerbungssituationen nützlich, am Telefon zu überzeugen. Auch in Gesprächen zum Beispiel mit Kunden entscheidet die Ausdruckskraft oft über Ihren Erfolg.
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Themen: Betrachtungen, Karriere, Personalwirtschaft