Computern gehören zu den größten Stromverbrauchern. Damit sind sie einer der Hauptverursacher von Treibhausgasen. Die rund 27 Millionen Rechner in Deutschland sind für den Ausstoß von jährlich 33 Millionen Tonnen Kohlendioxid (2007) verantwortlich. Sie belasten Umwelt und Klima insgesamt mehr als der gesamt innerdeutsche Luftverkehr. Grund genug, verstärkt über die sogenannte Green IT nachzudenken.
Es geht darum, die Nutzung jeder Informations- und Kommunikationstechnologie vom Design über die Produktion und Verwendung bis zum Recycling der Geräte umwelt- und ressourcenschonend zu gestalten. Das Thema ist nicht neu. Bereits 1988 startete Fujitsu Siemens sein erstes Recycling-Programm und brachte 1993 den ersten „Green PC“ sowie 2002 das erste Mainboard ohne Blei heraus. Doch diese und ähnliche Initiativen hatten wenig mehr als einen Marketingeffekt, da durch die explosionsartige Entwicklung der IT-Branche gleichzeitig der Energiebedarf drastisch anstieg. Vereinzelte Maßnahmen führen deshalb zu keiner positiven Gesamtbilanz.
Die Studie „Prognose 2011 – Konsolidierung und Green IT im deutschen Mittelstand“ vom Deutschen Forum für Hochverfügbarkeit zeigt auf, woran derzeit der umweltbewusste Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) scheitert. Von den 100 befragten Führungskräften sind 56 Prozent der Meinung, das Strategien, Konzepte und Lösungen für die Umsetzung der Green IT derzeit noch Mangelware sind. Dagegen sind mehr als die Hälfte der mittelständischen Unternehmen bereit, einen Aufschlag von fünfzig Prozent oder mehr gegenüber herkömmlichen Lösungen zu akzeptieren, wenn sie dafür umweltverträgliche Systeme in ihrer IT einsetzen können. Das Haupthindernis für eine flächendeckende Verbreitung von Green IT scheint also im Moment im Bereich der Beratungsservices zu liegen.
Das hat auch der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V. (BITKOM) erkannt. Am 18. Mai 2011 veranstaltet er deshalb eine eintägige Konferenz in Berlin zum Thema „Green IT für die Stadt der Zukunft“ und beleuchtet, welche Rolle Green IT bereits heute in urbanen Räumen spielt, wie die Städte der Zukunft durch Green IT intelligenter und klimafreundlicher werden können.
Das „green IT“ Beratungsbüro beim BITKOM informiert darüber hinaus über Möglichkeiten und Förderungen. So werden mit dem Förderschwerpunkt “IT goes green” innovative Projekte im großtechnischen Maßstab unterstützt, die das Ziel haben, Umweltbelastungen zu vermeiden oder zu verringern. Die Förderung ist nicht auf einzelne Elektronik-Komponenten ausgerichtet, sondern zielt darauf ab, energie- und materialeffiziente Gesamtsysteme der IKT-Nutzung in verschiedenen Anwendersektoren zu initiieren. IKT-Vorhaben, die zur Steigerung der Energieeffizienz beitragen – wie durch den Austausch einzelner Elektronikkomponenten – können im Rahmen des ERP-Umwelt- und Energieeffizienzprogramms finanziert werden. Grundvoraussetzung ist, dass damit eine Energieeinsparung von mindestens 20 Prozent im Vergleich zum vorherigen Verbrauch der letzten drei Jahre erreicht wird. Bei Neuinstallationen muss eine Energieeinsparung von mindestens 15 Prozent gegenüber dem Branchendurchschnitt erzielt werden.
Handlungsbedarf besteht dringend. Das zeigt ein Blick auf die Rechenzentren in Deutschland. Nach einer Studie des Branchenverbandes Bitkom haben sie bereits 2008 zusammen 10,1 Terawattstunden verbraucht – und damit 1,8 Prozent des Gesamtstromverbrauchs. Bis 2013 soll dieser Energieverbrauch sogar noch um weitere 50 Prozent ansteigen. Die Studie macht aber auch deutlich, dass Green IT den Stromverbrauch der Rechenzentren um die Hälfte senken könnte – bei kontinuierlich steigender Rechen- und Speicherleistung.
Themen: Betrachtungen, IT