Kennen Sie das auch: Kaum verändert sich das Wetter, verschlechtert sich die Stimmung am Arbeitsplatz? Ganz gleich, ob zu warm, zu kalt oder regnerisch, irgendwem passt das Wetter nicht – und es ist ständig ein Gesprächsthema. Seit mindestens 5000 Jahre geht das schon so, sagen Historiker. Aus gutem Grund, denn Wachstum und Verhalten von Pflanzen und Tieren werden mit vom Wetter geprägt. Insoweit war das Wohlergehen der Menschen auch direkt von Temperaturen, Niederschlag und anderen Witterungseinflüssen abhängig. Selbst heute noch führen uns Dürreperioden, Wirbelstürme und Überschwemmungen die Macht des Wetters vor Augen. Doch klimatisch bedingte Stimmungsschwankungen haben weniger dramatische Ursachen.
Vor rund 15 Jahren haben die Medien damit begonnen, täglich „Biowetterberichte“ zu verbreiten. Damit reagieren sie auf ein tiefen Bedürfnis der Menschen. Etwa die Hälfte der Deutschen bezeichnet sich selbst als wetterfühlig. Viele Beschwerden schreiben sie der Witterung zu: Gelenkschmerzen, Abgespanntheit, Schlafstörungen, Kreislaufprobleme. Ein Drittel gibt in Umfragen sogar an, manchmal wetterbedingt arbeitsunfähig zu sein. Experten bezweifeln allerdings die Glaubwürdigkeit der Biowetter-Prognosen. Zwar bestreitet niemand, dass Wetter unser Befinden beeinflusst. Jedoch seien nur wenige Einflüsse tatsächlich bewiesen.
Gesichert ist, dass Temperatur, Feuchtigkeit und Wind für Hitze- oder Kältestress verantwortlich sein können. Herzinfarkte, Rheumaanfälle oder Unterkühlungen sind mögliche Folgen. Darüber hinaus kann Ozon zu Atemwegerkrankungen führen, übermäßig viel UV-Strahlung Hautzellen schädigen und Pollen lösen mitunter allergische Reaktionen aus. Dagegen gibt es keine wissenschaftlich gesicherten Aussagen darüber, ob bestimmte Wetterlagen für konkrete Beschwerden verantwortlich sind. „Wetterfühligkeit“ scheint allein ein subjektives Empfinden zu sein.
Dass Menschen überhaupt auf Wetter reagieren, hat seinen Grund in der Funktionsweise unseres Körpers. So reagiert er auf Kälte mit einer Verengung der Blutgefäße in der Haut und seinen Außenbereichen. Das Herz muss demzufolge stärker pumpen, um Blut durch die engeren Gefäße zu transportieren. Ein starker Abfall des Luftdrucks führt zur Ausdehnung der Luft in isolierten Räumen des Körpers und der Flüssigkeit in den Membranen. Hierdurch kann Druck auf entzündetes oder verletztes Gewebe ausgeübt werden. Wir nehmen dies als Zunahme von Schmerz wahr. Knochen und Muskeln haben verschiedene Dichten. Die ungleiche Ausdehnung und Kontraktion bei Schwankungen in der Lufttemperatur und Luftfeuchte kann ebenfalls den Schmerz in entzündeten oder verletzten Gelenken oder Muskeln steigern. Hohe Luftfeuchtigkeit führt oft zu Unwohlsein, weil sie die Transpiration über die Haut und somit Kühlung über Verdunstung verringert, da die innere Feuchte des Körpers gegen die äußere im Gleichgewicht steht.
Das Wetter übt also unzweifelhaft einen gewissen Einfluss auf unseren Körper aus, auch wenn noch nicht alle Zusammenhänge erforscht sind. Dadurch wird nicht nur erklärt, dass wir ständig über das Wetter reden, sondern auch gewisse Stimmungsschwankungen erhalten einen rationalen Grund. Ob Sonnenschein oder Regen – Wetter umgibt uns wie Wasser Meerbewohner und niemand kann sich seinem spürbaren Einfluss entziehen. Allerdings ist es eine Frage der individuellen körperlichen Konstitution und persönlichen Wahrnehmung, wie jeder Einzelne in seinem Wohlbefinden vom Wetter abhängig ist.
Für ein gutes Klima im Büro gilt: Nehmen Sie die Menschen ernst, die sich in ihrer Stimmung stark vom Wetter beeinflussen lassen. Fühlen Sie ein wenig mit ihnen und geben Sie ihnen nach Möglichkeit den Freiraum, den sie bei für sie schlechtem Wetter benötigen.
Lassen Sie sich in Ihrer Stimmung vom Wetter beeinflussen – und wie gehen Sie damit um?
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