Es ist offensichtlich: Internet, intelligente Software und hocheffiziente Chips halten immer mehr Einzug in unser tägliches Leben. Car Sharing, Unfallverhütungs-Systeme in Automobilen der Zukunft sowie IT zur Verkehrssteuerung und Überwachung öffentlicher Plätze sind nur einige Beispiele. Das Internet erobert die physische Welt und die Datenmengen wachsen rasant. Doch um die Daten nicht nur zu sammeln, müssen sich Unternehmen und Institutionen so organisieren, dass sie Nutzen daraus ziehen. Experten gehen allerdings davon aus, dass die meisten Organisationen davon noch sehr weit entfernt sind.
Die Frage stellt sich also, ob unsere Gesellschaft überhaupt schon bereit ist für den Einzug des Internet in unsere reale Welt. Betrachten Sie zum Beispiel das Thema „Cocreation“. Dabei beraten und helfen sich Kunden gegenseitig. Begonnen hat diese Form der gegenseitigen Unterstützung in der IT-Branche mit der Open Source-Bewegung. Heute hosten Unternehmen sogenannte Customer Support Communities, in denen erfahrene Kunden Ratsuchenden unter die Arme greifen. Soweit funktioniert das auch und spart beträchtliche Summen ein, die ansonsten für Call Center ausgegeben werden müssten. Doch könnte der Nutzen beträchtlich größer sein, wenn Unternehmen ihre Strukturen effektiv an die neuen Möglichkeiten anpassen würden. Den Gebilden fehlt es oft an dynamischen und schnellen Anpassungsprozessen, um die Anregungen der Kunden zeitnah umzusetzen.
Ähnliche Herausforderungen stellen sich bei der Bildung von Netzwerken innerhalb eines Konzerns oder zwischen kleinen und mittleren Unternehmen. Ein Netzwerk entwickelt sich erst dann zu einer schlagkräftigen Organisation, wenn das Management weiß, welche Fähigkeiten darin vorhanden sind. Doch die Strukturen sind meist nicht durchlässig genug, um einen offenen und vertrauensvollen Informationsaustausch und damit neue Formen der übergreifenden Zusammenarbeit zu ermöglichen.
Anders stellen sich die Fragen beim sogenannten Internet of things. Mit diesem Begriff wird beschrieben, wie das Internet zunehmend in die physische Welt eingreift. So sollen vernetzte Sensoren in Zukunft Unfälle vermeiden. Doch wie sieht es mit Datenschutz aus? Wenn jede Autofahrt überwacht wird, können natürlich Rückschlüsse über Nutzerverhalten gezogen werden. Genauso sieht es bei der Steuerung von Verkehrssystemen und der Überwachung öffentlicher Plätze aus. Solange wir nicht bereit sind, unseren Wunsch nach Unsichtbarkeit und Anonymität den Funktion und Erfordernissen einer IT und Internet unterstützten Welt unterzuordnen, wird die Technik nicht ihren vollen Nutzen erbringen können. Doch wollen wir das wirklich?
Das Internet wird immer mehr in unser tägliches Leben eingreifen – und die gesellschaftliche Diskussion muss zeigen, ob wir uns bedingungslos dafür entscheiden oder an einem Punkt stoppen, weil wir auch weiterhin unerkannt über die Straße gehen wollen. Vielleicht ist die Entwicklung aber auch überhaupt nicht mehr aufzuhalten. Nützliche Anwendungen, wie zum Beispiel das Car-Sharing reichen schon längst über die virtuelle Welt hinaus und finden Akzeptanz. Es könnte also wieder einmal nur eine Frage der Zeit sein, bis das technisch Machbare zum tatsächlich allgemein Verfügbaren wird. Denn ohne Frage schenken uns IT und Internet nützliche und sinnvolle Anwendungen für unser tägliches Leben. Wir sollten uns mit der Antwort auf die Frage beeilen, ob wir dafür bereit sind – denn sonst überholt die reale Entwicklung am Ende sehr schnell unsere Diskussion.
Themen: Betrachtungen, IT