Spätestens, wenn Apple im Herbst seinen neuen Dienst iCloud startet, wird die sogenannte „Wolke“ sich als Dienst etablieren und allmählich den Massenmarkt erobern. Viele Unternehmen müssen dann umdenken. Derzeit arbeiten zum Beispiel erst 14 Prozent der Unternehmen aus der Hightech-Industrie mit Cloud-Technologie. Zum Vergleich: Soziale Netzwerke werden immerhin schon von 41 Prozent dieser Unternehmen genutzt.
In den kommenden Jahren bieten Cloud-Dienste also eine Menge Entwicklungspotential und damit gute Aussichten für IT-Spezialisten. Auf verschiedenen Ebenen muss die Technologie etabliert und vorangetrieben werden. Kern ist die IT-Infrastruktur des jeweiligen Anbieters, die dynamisch an den Bedarf der Nutzer angepasst und über ein Netzwerk zur Verfügung gestellt wird. Deshalb ist Aufbau und Betrieb von hocheffizienten Netzwerken sowohl als organisationsinternes Intranet als auch globales Internet ein weiteres komplexes Thema, das mit immer neuem Wissen weiterentwickelt wird. Je mehr Cloud-Dienste genutzt werden, je größer die Abhängigkeit von dieser Technologie – umso zuverlässiger müssen die einzelnen Komponenten ineinander greifen und störungsfrei zur Verfügung stehen.
Der Begriff „Cloud Computing“ wurde maßgeblich durch schnell wachsende Internetfirmen wie Amazon, Google und Yahoo geprägt. Dort suchte man seit Beginn des 21. Jahrhunderts Lösungen für die Bewältigung von Spitzenlastzeiten. Die logische Konsequenz der eigenen Entwicklungen war es vor ungefähr sechs Jahren, Architektur und Dienste zur Bewältigung stark schwankender und sehr hoher Nutzerzahlen zu einem Produkt zu machen.
Die Unternehmensberatung Gartner erwartet, dass Cloud Computing innerhalb von zwei bis fünf Jahren am Massenmarkt ankommt. Aber schon jetzt stellen sich für IT-Consultants Fragen nach der Risikobewertung, den rechtlichen Rahmenbedingungen und der Management-Beratung. Weil mit der „Wolke“ Geschäftsprozesse modelliert werden, ist auch verstärkt Prozesswissen notwendig, bis hin zum Überblick über die Gesamtarchitiektur. Im Mittelpunkt steht dabei immer die strategische Geschäftsentwicklung.
Zur technischen Umsetzung des Cloud Computing ist neben dem Verständnis der Technologie auch die kreative Auseinandersetzung mit der zugehörigen Infrastruktur notwendig. Cloud-Lösungen können hoch komplex sein und es gilt, sehr viele unterschiedliche Anforderungen zu erfüllen. Wichtig ist eine professionelle Beratung des Managements, um Wünsche und tatsächliche Funktionserfordernisse individuell abzugleichen und zu aller Zufriedenheit umzusetzen.
Die Cloud-Technologie führt auch zu einem Wandel im Berufsbild des IT-Beraters. Neben der technischen „Rafinesse“ gewinnen die sogenannten Soft Skills deutlich an Relevanz. Die Bedeutung der Beratung steigt deutlich, weil in jedem neuen Projekt wieder ermittelt werden muss, welcher Weg in die Wolke der richtige ist. Es gibt einfach noch zu wenig Erfahrung mit dieser neuen Technologie, um in jeder Situation auf Best Practice-Beispiele zurückgreifen zu können.
Cloud-Computing ist derzeit das Betätigungsfeld für IT-Pioniere. Doch werden sich in absehbarer Zeit auch Veränderungen am Arbeitsmarkt zeigen. Denn letztlich führt die „Wolke“ zu einer Zentralisierung der IT-Services. Rechenzentren gewinnen wieder verstärkt an Bedeutung – in den Unternehmen selbst im Falle der privaten Clouds, aber auch bei externen Dienstleistern, die entsprechende Services anbieten. Weil immer mehr Unternehmen den Einsatz hybrider Cloud-Modelle bevorzugen, wird in Zukunft dort weniger IT-Personal benötigt. Die Arbeitsplätze der Techniker verlagern sich von internen IT-Organisationen zu großen Cloud-Anbietern.
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