Ist das nicht nervig? Die meisten Menschen sind wie ein offenes Buch. Sie sagen, was sie denken, posaunen bei jeder Gelegenheit ihre Meinung heraus und geben ständig ihre Absichten und Pläne preis. Egal ob Stehempfang, Meeting oder Flugreise.

Das Innerste muß immer nach außen. Und das meistens ungefragt.

Unangefochtener Spitzenreiter sind Urlaub, Hobby oder Familie. Dicht darauf folgt die ganze Klaviatur der vertraulichen Dinge aus dem Job. So ein Inlandsflug am Morgen ist bisweilen informativer und effizienter als 3 Monate intensiver Industriespionage.

Einfach reinsetzen und zuhören.

Die meisten dieser Handelsreisenden tragen ihr Herz auf der Zunge. Irgendwer hat uns die Sprache gegeben, um uns miteinander zu verständigen, daß dann daraus diese Kakophonie der Monologe werden würde, war mit Sicherheit nicht eingeplant. Niemand hört mehr zu, alle wollen irgendwie glänzen und beeindrucken oder bestenfalls nur ihre Sorgen teilen. Vielleicht glauben einige auch, dass dieses Dauergequatsche etwas mit Ehrlichkeit und Offenheit zu tun hat und man auf diesem Wege die Sympathien anderer Menschen gewinnen kann.

Vergesst es!

Geschwätzigkeit ist einfach nur nervig und diese Art von Offenheit eine stumpfes Schwert, das mehr anrichtet, als dass es irgendetwas zerschneidet. Vertrauliche berufliche Dinge sollten in Reihe 4E der Morgenmaschine nach München ein Tabu sein und das Lästern über Kollegen im ICE-Zugabteil nervt einfach. Erst recht, wenn man die Herrschaften nicht kennt und das Ganze dann auch noch in einer Lautstärke geschieht, die auf den Fußballplatz gehört.

Ach ja, gute Gelegenheit, hier auch einmal etwas zu den privaten Themen loszuwerden:

Liebe „Frequent-Traveller“, ihr unermüdlichen mobilen und mitteilsamen Helden der Neuzeit! Wen interessiert es eigentlich, was Eure wohlgeratenen Kinder gestern Abend Kluges abgesondert haben oder wie Eure Stammkneipe im letzten Zypern-Urlaub hieß. Wenn ihr schon nichts zu sagen habt, aber trotzdem in dieser Lautstärke rumtönen müsst…wie wäre es, wenn ihr euch zu Themen austauschen könntet, die wenigstens zu unserer Erheiterung beitragen: Über Frauen zum Beispiel. Ich hätte plötzlich wieder Spaß daran, frühmorgens mit dem Flugzeug zu verreisen…

Alles wird gut, Eure Mia.