Was für ein spannendes Spiel!

Die Jungs in weiß haben die in den roten Hemden zum Glück in Grund und Boden gespielt. Zwei von den weißen Hemden haben dabei zwei Tore geschossen. Einer im roten Hemd ein Tor.

Drei Tore in einem Spiel, Wahnsinn!

Aber dann kam der Teil der Fußballübertragung, auf den ich am meisten stehe: Die Interviews!

Wer ein Tor schießt, freut sich nicht für sich, sondern für die Kollegen. Nein, es geht nie um den Einzelnen. Immer nur um die Mannschaft. Warum läuft es nicht so gut mit dem Verein? Hat der Trainer Fehler gemacht? Wie lange ist er noch zu halten? Eigentlich immer die gleichen Fragen, die auch immer die gleichen Lügen nach sich ziehen. Weil eigentlich jeder weiß, dass kein Mensch im Verein noch etwas vom Trainer hält, er aber einen langfristigen Vertrag hat, sagt der Präsident, dass man hinter dem Trainer stehe, seine Arbeit vollstes Vertrauen genieße und so weiter und so fort.

Es wird gelogen, dass sich die Balken biegen! Da „Lüge“ aber ein häßliches Wort ist, hat Uli Hoeneß einmal irgendwo erklärt, wie man es elegant umschifft. Die Kunst ist nämlich, weder die Wahrheit zu sagen noch zu lügen. Das Wichtige müsse man im diffusen Licht der Unklarheit lassen, hat er empfohlen. Eine Fertigkeit, die nur wenige beherrschen?

Blödsinn!

Fragt mal Euren Chef in Gegenwart  anderer Kollegen, wie hoch die aktuellen Umsätze Eures Bereichs sind. Genau, Ihr werdet Antworten bekommen wie: “Das Quartal ist nicht einfach… Ich glaube nicht, daß es je wieder einfache Quartale geben wird… “… und so weiter und so weiter. Wenn Ihr jetzt nicht locker lasst, werdet Ihr in einem Meer von Floskeln und Nebelkerzen versinken, aber mit Sicherheit keine konkreten Daten erfahren.

Warum? Weil sie vertraulich sind?

Mag in Ausnahmefällen so sein. Weil Euer Boss sich nicht festlegen will? Mit Sicherheit! Solange Daten nicht verkündet sind, bestehen nämlich Spielräume für ihn. Deshalb loben Bosse auch nur im Notfall, denn Loben entzieht Spielraum, weil Lob hart feststellt, daß es „genau so“ richtig ist. Kritik hingegen verschafft Spielraum, also die Notwendigkeit zur Bewegung anderer. Lob beruhigt. Tadel treibt. Informieren und antworten müssen ist unten. Der Untergebene “berichtet” dem Höherstehenden. Berichten ist wie gehorchen, denn das Antworten und Berichten entzieht Spielraum. Wenn Manager schlecht zu arbeiten scheinen, droht ihnen ein Review. Wenn Schüler absacken, droht tägliches Vokabelabfragen. Herrschen ist fragen. Gehorchen ist Antwort geben.

Und Uli Hoeneß ist ein kluger Mann.

Alles wird gut…und die Jungs in den schwarzen Hosen werden Europameister, Eure Mia