Bewerberabsagen – richtig Körbe verteilen

Seit kurzem ist Tommy mit seinem Ingenieur-Studium fertig und nun auf der Suche nach einem geeigneten Arbeitsplatz. Ein Freund weist ihn auf eine Stellenanzeige hin. Tommy ist begeistert. Der Job passt perfekt. Eine Traineestelle bei einem großen Automobilhersteller  – und es sieht so aus, als würde er alle Stellenanforderungen bestens erfüllen. Hoch motiviert setzt Tommy sich an seine Bewerbungsunterlagen. Bis in die Nacht hinein feilt er an seinem Anschreiben. Es soll perfekt sein. Immerhin geht es um seine Zukunft… Schon zwei Minuten nachdem er seine Unterlagen abgeschickt hat, kommt eine automatische Eingangsbestätigung zurück. Jetzt heißt es warten. Fast stündlich checkt Tommy seine Emails, doch vergeblich. Als nach vier Wochen immer noch nicht geantwortet wurde, entschließt er sich, das Unternehmen anzurufen und nachzuhaken. Immerhin soll das Trainee-Programm schon in einem Monat beginnen. Am Telefon heißt es, man könne ihm keine Auskunft geben, werde sich aber in den kommenden Tagen zurückmelden. Tatsächlich, zwei Tage später sieht er, dass endlich eine E-Mail des besagten Unternehmens in seinem Postfach gelandet ist. Sein Herz fängt an zu rasen. Das Warten hat ein Ende…

 Bewerberabsageschlecht

 

Was für eine Enttäuschung! Tommy ist frustriert und wütend zugleich. Nicht nur darüber, dass sich sein Traumjob gerade in Luft aufgelöst hat. Er fühlt sich respektlos behandelt. Da steckt er Stunden in seine Bewerbungsunterlagen, wartet wochenlang auf eine Antwort und das einzige was zurückkommt, ist eine pseudo-höfliche und standardisierte Rückantwort.

 

Wenn man mal außer Acht lässt, wie es Tommy dabei geht und dass man solch ein Verhalten von Unternehmen durchaus auch als unmoralisch betrachten kann, scheinen viele Personalabteilungen auch ihre eigenen Interessen bei diesem Thema zu vergessen:

In Zeiten des Fachkräftemangels so zu tun, als gäbe es heute und in Zukunft eine unendliche Anzahl qualifizierter Bewerber, aus denen man nur den richtigen auszuwählen hat, ist realitätsfern. Nur weil Unternehmen einem Bewerber heute keinen Job anbieten können, bedeutet dies nicht, dass sie ihn zu einem späteren Zeitpunkt nicht umso dringender brauchen.

Schlechte Erfahrungen verbreiten sich wie Lawinen. Tommy spricht mit Freunden und Kommilitonen über seine Enttäuschung. In sozialen Netzwerken und Arbeitgeberbewertungsportalen warnt er potenzielle Bewerber, um seinen Dampf abzulassen. Das Arbeitgeberimage leidet. Vor allem gefragte Talente, die überall gesucht werden, bewerben sich lieber bei  Organisationen, die für guten Ton und Umgang stehen.

Was die Firmen ebenfalls nicht vergessen sollten: Auch Ingenieure, die nicht beim Hersteller arbeiten, kaufen deren Autos. Und wer möchte schon einen (potenziellen) Kunden verlieren?

 

Um Bewerber nicht für immer zu vergraulen, lohnt es sich zum einen, die Bewerbungsprozesse so kurz wie möglich und zudem für Kandidaten maximal transparent zu gestalten. Falls die Sichtung der Bewerbungsunterlagen tatsächlich vier Wochen dauert, kann doch einfach darauf hingewiesen werden. Zum anderen ist es sehr empfehlenswert, Absagen so zu formulieren, dass sie den Bewerbern wertschätzend in Erinnerung bleiben. Die Redewendung „man sieht sich immer zweimal im Leben“ gilt auch hier.

 

Aussehen könnte eine wertschätzende Bewerberabsage an Tommy folgendermaßen:

 

 Bewerberabsagegut

 

 

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