Nicht nur eine Floskel: Die Qual der Wahl

Alle paar Jahre muss dann doch ein neues Smartphone her. Doch welches? Wenn ich bei amazon nach dem Stichwort „Handy“ suche, werden mir 4814 verschiedene Handys angeboten. Großartig! Bei so viel Auswahl ist doch mit Sicherheit eins dabei, dass meinen Ansprüchen zu 100% gerecht wird… Oder? Führt die hohe Anzahl an Möglichkeiten wirklich dazu, dass ich letztendlich zufrieden mit meiner Entscheidung bin? Im Gegenteil: In diesem Artikel will ich aufzeigen, warum viele Auswahlmöglichkeiten Unzufriedenheit quasi schon vorprogrammieren.

 

Mehr Möglichkeiten in allen Lebensbereichen

 

Nach der Schule geht es schon los. Die Zahl unterschiedlicher Studiengänge steigt kontinuierlich. Weiter geht es mit der Berufswahl: Vom Feelgood-manager bis zum Wasserrutschen-tester habe ich Unmengen verschiedener Berufe zur Auswahl. Wenn ich dann endlich Geld verdiene, habe ich inzwischen tausend Möglichkeiten, mein Geld anzulegen. Sogar beim Thema „Familie gründen“ sind in den letzten Jahrzeiten neue Entscheidungsmöglichkeiten entstanden. Während für meine Oma klar war, möglichst früh zu heiraten und dann Kinder zu kriegen, stehe ich vor der Entscheidung, ob ich das überhaupt will… Okay, und warum sollen mich diese Möglichkeiten unzufrieden machen? Wenn mehr Möglichkeiten für mehr Freiheit und Autonomie stehen, müssten diese Entwicklungen doch positiv bewertet werden, oder?

 

Erste Hürde: Entscheidung treffen

 

Es fängt schon an, bevor ich mich entschieden habe. Zum einen liegt nahe, dass es viel aufwendiger ist, aus knapp 5000 Handys zu wählen, als aus 20. Da kann mir schon mal die Lust fehlen, mich damit zu beschäftigen. Zum anderen begleitet mich das unangenehme Gefühl, ich könnte viel falsch machen. Da aber unter der Riesenauswahl ein perfektes Handy dabei sein muss, möchte ich das unbedingt verhindern. Die Entscheidung fällt mir schwer, am besten kümmere ich mich morgen darum – oder übermorgen…

 

Zweite Hürde: Entscheidung akzeptieren

 

Wenn ich mich endlich durchgerungen habe, mich zu entscheiden, machen es die folgenden drei Dinge schwer, wirklich zufrieden zu sein. Ich versuche diese Punkte an einem Beispiel zu erläutern, dass bestimmt jeder kennt. Nämlich die Auswahl der Eissorte…

 

  1. Ich kann mir gut vorstellen, dass es eine bessere Wahl für mich gegeben hätte: Wenn ich ein Eis kaufe und aus Schoko, Erdbeere und Vanille wähle, dann bin ich wahrscheinlich zufrieden, selbst wenn das Eis im Heimatort noch besser schmeckt. Wenn ich mich aus 50 Sorten für Heidelbeere entschieden habe, frage ich mich, ob Himbeere nicht doch besser gewesen wäre.
  2. Je mehr Auswahl ich habe, desto höher sind meine Erwartungen und je höher meine Erwartungen sind, desto eher werden diese enttäuscht: Bei 50 Eissorten erwarte ich eine Sorte zu finden, die mich total umhaut. Bei drei Eissorten, die ich eigentlich alle nicht so toll finde, kann es gut passieren, dass mich das Eis positiv überrascht.

 

  1. Wenn ich eine Wahl hatte, bin ich selber Schuld an einer Fehlentscheidung: Habe ich aus 50 Sorgen gewählt und es schmeckt mir nicht, dann ist klar, dass es mein Fehler war. Schließlich hätte ich genug andere Möglichkeiten gehabt. Wenn ich aber aus drei Sorten Erdbeere gewählt habe, weil ich Vanille und Schoko nicht mag, und mir Erdbeere nicht wirklich schmeckt, ist es anders. Jetzt kann ich sagen, dass ich nichts dafür kann. Die Auswahl war einfach sehr klein.

 

Wie lösen wir dieses Problem?

 

Fakt ist: Wir stehen vor immer mehr Entscheidungen und haben immer mehr Optionen. Dies führt uns zu der Frage, wie wir damit umgehen können. Ich denke: Der wichtigste Schritt ist es, zu verstehen und zu akzeptieren, dass mit der Anzahl der Optionen auch die Wahrscheinlichkeit steigt, nicht sofort die beste Wahl zu treffen.

 

Der erste Schritt, die Qual der Wahl angenehmer zu machen, beginnt also im Kopf: Mut zur Entscheidung und Mut zum Fehlgriff!

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