Sind es Unterschiede, die den Unterschied machen?

Wenn ich an Projekte aus der Uni zurückdenke, bei denen Studenten aus verschiedenen Studiengängen zusammenarbeiten mussten, sind meine Gefühle zwiespältig. Auf der einen Seite habe ich diese Gruppenarbeiten teilweise als sehr anstrengend erlebt: Anderen zu erklären, was für mich selbstverständlich war, Diskussionen über Grundsätzliches, Konflikte aufgrund unterschiedlicher Werte… Auf der anderen Seite weiß ich noch, dass ich am Ende oft verblüfft über die Resultate war, die wir letztendlich zusammen erreicht haben. Sind Unterschiede für die gemeinsame Arbeit und für das Entwickeln neuer Ideen anregend – oder einfach nur anstrengend?

Homogenität oder Heterogenität am Arbeitsplatz

Mitarbeiter in Teams, Abteilungen oder ganzen Unternehmen können sich mehr oder weniger stark ähneln beziehungsweise voneinander unterscheiden. Neben Unterschieden bezüglich des Geschlechts, des Alters, der Ausbildung und bisherigen Erfahrungen spielen vor allem auch kulturelle Unterschiede im Zuge der Globalisierung eine immer größer werdende Rolle. Zunächst soll es aber erstmal um die Frage gehen, welche Vor- und Nachteile homogene und heterogene Mitarbeiterzusammensetzungen am Arbeitsplatz grundsätzlich haben.

Gruppengefühl vs. Kreativität

Mitarbeiter in homogenen Gruppen kommunizieren aufgrund ähnlicher Hintergründe und Eigenschaften reibungsloser miteinander. Je ähnlicher sich Menschen sind, desto höher sind auch die Sympathien zueinander. Homogene Teams haben häufig ein starkes Gruppengefühl. Arbeiten hingegen Menschen mit unterschiedlichen Denkweisen und Überzeugungen zusammen, entstehen häufig Reibungspunkte, die Zeit und Energie kosten. Es wird dann schwieriger, Einigkeit zu erlangen und das Konfliktpotenzial ist wesentlich höher.

Demgegenüber steht, dass Unterschiedlichkeit auch unterschiedliche Sichtweisen und unterschiedliche Ideen hervorbringt. Mitarbeiter mit verschiedenen Hintergründen, Erfahrungen und Denkweisen konfrontieren sich immer wieder mit neuen Perspektiven. Der Organisationsberater Fritz B. Simon nennt das „Mehrhirndenken“: Jeder kann die Gedanken des anderen aufgreifen und weiterdenken, sodass Ideen entstehen, auf die einzelne Mitarbeiter oder homogene Teams niemals gekommen wären. Heterogene Teams sind also kreativer.

Auf das Ziel kommt es an

Die Frage, ob homogene oder heterogene Mitarbeiterstrukturen in Unternehmen nun besser oder schlechter sind, ist wieder einmal nicht so einfach zu beantworten. Vielmehr sollte man sich die Frage stellen, inwieweit Kreativität denn wichtig ist. In Abteilungen, in den hauptsächlich Routinetätigkeiten ausgeführt werden, wäre es eher hinderlich, wenn immer wieder Diskussionen über Dinge aufkommen, die schon längst entschieden sind. Ist es hingegen die Aufgabe einer Abteilung, Innovationen hervorzubringen oder Dinge immer wieder kritisch zu hinterfragen, ist es auf jeden Fall hilfreich, wenn die Mitarbeiter Unterschiede aufweisen.

Die Gefahr des Ähnlichkeitseffektes

An dieser Stelle noch ein wichtiger Hinweis für alle, die an der Personalauswahl beteiligt sind: Wir finden Menschen, die uns ähnlich sind, sympathischer als andere. Das ist leicht nachvollziehbar, wenn man sich vor Augen hält, dass man mit Menschen vergleichbarer Werte, Überzeugungen, Hintergründe und Interessen weniger Konflikte haben wird. Leider ist in diesem Zusammenhang auch unsere Neigung zu konstatieren, Personen einzustellen, die uns ähnlich sind. In der Personalpsychologie spricht man von einem sogenannten Ähnlichkeitseffekt. Möchte man eine reibungslose Zusammenarbeit sicherstellen, ist das sicher sinnvoll. Möchte man aber innovative Produkte oder kreative Konzepte entwickeln, sollte man diesen Effekt unbedingt im Hinterkopf behalten!

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